
C-Corporation vs. LLC in den U.S.A.: Welche Struktur passt zu deinem Unternehmen?
Wer in den U.S.A. ein Unternehmen gründen möchte – sei es als Auswanderer, Digitalunternehmer:in oder Startup-Gründer:in – steht fast sofort vor einer entscheidenden Frage: LLC oder C‑Corporation (C‑Corp)?
Beide Rechtsformen bieten Haftungsschutz, sind im amerikanischen Recht fest verankert und lassen sich auch als Nicht-U.S.-Bürger:in rechtssicher gründen. Doch sie unterscheiden sich in entscheidenden Punkten: Steuermodell, Gründungsaufwand, Eigentumsstruktur, Investoren-Kompatibilität und Zugang zu Finanzprodukten wie Business-Kreditkarten oder Stripe Atlas.
Dieser umfassende Vergleichsartikel beantwortet praxisnah:
- Was genau die Unterschiede zwischen LLC und C‑Corp sind
- Für wen welche Struktur steuerlich und strategisch sinnvoll ist
- Wie sich beide Formen auf Funding, Eigentumsverhältnisse & Skalierung auswirken
- Welche Rechtsform für Kreditkarten-Stacking besser geeignet ist
- Und welche Fehler Gründer:innen vermeiden sollten
Wir beziehen uns dabei auf offizielle Quellen wie IRS, SBA, sowie auf praxisnahe Gründungserfahrungen mit Tools wie Stripe Atlas. Am Ende hast du eine fundierte Entscheidungsgrundlage – und weißt genau, ob du mit einer C‑Corp VC-ready durchstartest oder mit einer LLC smart, schlank und steueroptimiert aufbaust.
1. C-Corporation vs. LLC – Grundlagen & Struktur im Überblick
Die Limited Liability Company (LLC) und die C‑Corporation (C‑Corp) gehören zu den häufigsten Unternehmensformen in den U.S.A. – und sie haben sich in unterschiedlichen Zielgruppen etabliert.
Was ist eine LLC?
Die LLC ist eine flexible, kostengünstige Unternehmensform, die Haftungsschutz wie eine Kapitalgesellschaft bietet, aber steuerlich wie ein Einzelunternehmen oder eine Personengesellschaft behandelt wird. Sie eignet sich ideal für:
- Solopreneure, Freelancer und Agenturen
- Kleine Teams ohne Investorenbedarf
- Digitale Geschäftsmodelle mit Remote-Struktur
Die Mitglieder (Owner) einer LLC führen die Gesellschaft oft direkt selbst. Es gibt keine zwingende Aktionärsstruktur oder jährliche Hauptversammlungen.
Was ist eine C‑Corporation?
Die C‑Corporation ist eine klassische Kapitalgesellschaft nach amerikanischem Recht mit eigener Rechtspersönlichkeit. Sie unterliegt einer doppelten Besteuerung (auf Unternehmens- und Gesellschafterebene), bietet aber volle Skalierungsoptionen durch:
- Aktienstruktur mit Preferred Shares
- Kompatibilität mit Venture Capital & SAFE-Runden
- Potenzielle Eignung für Börsengänge (IPO)
C‑Corps sind Pflicht bei vielen Investoren, Inkubatoren oder VC-Fonds – insbesondere, wenn du in Delaware gründest, dem Standardstaat für U.S.-Startups.
Die Wahl zwischen LLC und C‑Corp hängt stark davon ab, ob du eigenfinanziert & flexibel arbeiten willst – oder ob du Wachstumskapital, Aktienvergabe & Exit-Ziele ins Auge fasst. Beides bietet Haftungsschutz, aber mit sehr unterschiedlichem rechtlichem und steuerlichem Unterbau.
2. Steuermodelle im Vergleich – Pass-Through oder Doppelbesteuerung?
Einer der entscheidendsten Unterschiede zwischen LLC und C‑Corporation betrifft die Besteuerung. Denn hier ergeben sich je nach Rechtsform nicht nur unterschiedliche Verfahren, sondern auch deutliche finanzielle Auswirkungen für Gründer:innen.
LLC: Pass-Through-Besteuerung
Die LLC wird in den meisten Fällen als „Pass-Through Entity“ behandelt. Das bedeutet:
- Das Unternehmen selbst zahlt keine Einkommensteuer.
- Gewinne und Verluste werden anteilig an die Mitglieder verteilt.
- Diese versteuern ihren Anteil auf persönlicher Ebene (in der U.S.-Steuererklärung oder im Herkunftsland bei entsprechender Meldung).
🔎 Vorteil:
Es fällt nur eine Steuerstufe an – keine Unternehmenssteuer, sondern lediglich persönliche Einkommensteuer auf den Gewinnanteil.
🔎 Nachteil:
Je nach Wohnsitzland kann die Integration in das lokale Steuersystem kompliziert werden – insbesondere ohne Doppelbesteuerungsabkommen oder Steuerberater mit U.S.-Expertise.
C‑Corporation: Doppelbesteuerung & Gestaltungsoptionen
Die C‑Corp ist ein eigenständiges Steuerobjekt. Das bedeutet:
- Das Unternehmen zahlt 21 % Körperschaftsteuer auf seinen Gewinn (Stand 2025).
- Sobald Dividenden ausgeschüttet werden, zahlen die Gesellschafter erneut – ca. 15–20 % Kapitalertragssteuer auf Ausschüttungen.
Das ergibt eine effektive Doppelbesteuerung, die bei vollständiger Gewinnausschüttung eine Steuerlast von über 35 % verursachen kann.
🛠 Gestaltungsoption:
Viele Gründer:innen vermeiden Dividenden und lassen Gewinne im Unternehmen oder zahlen sich ein marktübliches Gehalt aus – was die Gesamtsteuerlast senken kann.
- Die LLC ist steuerlich einfacher & günstiger, solange keine komplexen Strukturen nötig sind.
- Die C‑Corp bietet langfristige Gestaltungsfreiheit, ist aber steuerlich komplexer und potenziell teurer – vor allem bei Gewinnausschüttung.
3. Finanzierung, Investoren & Skalierung – welche Struktur überzeugt?
Neben Haftung und Steuern ist der Zugang zu Kapital ein zentrales Kriterium bei der Wahl zwischen LLC und C‑Corporation. Vor allem wenn du planst, dein Unternehmen mit Venture Capital, Business Angels oder institutionellen Investoren zu finanzieren, ist die Wahl der richtigen Struktur entscheidend.
Warum Investoren C‑Corps bevorzugen
C‑Corporations – insbesondere Delaware C‑Corps – sind der de-facto-Standard im amerikanischen Startup-Ökosystem. Sie bieten:
- Klare Aktienstruktur: Preferred Shares, Vesting-Pläne, Option Pools
- Investorenrechte nach Delaware Corporate Law (z. B. Drag-Along, Liquidation Preferences)
- Kompatibilität mit Finanzierungstools: SAFE, Convertible Notes, Series A–D
- Skalierbarkeit für Exit & IPO
👉 Aus diesem Grund setzen Plattformen wie YCombinator, AngelList oder Stripe Atlas fast ausschließlich auf C‑Corporations.
Was ist mit der LLC?
LLCs eignen sich weniger für klassisches Wachstumskapital, weil:
- Es keine Aktienstruktur gibt, sondern nur Mitgliedsanteile
- Pass-through-Besteuerung für Investoren oft steuerlich unpraktisch ist
- Beteiligungsverträge komplexer zu verhandeln und schwieriger zu standardisieren sind
Dennoch kann eine LLC für kleinere Finanzierungen oder Joint Ventures geeignet sein – vor allem wenn alle Beteiligten aktiv mitarbeiten oder aus dem gleichen Steuerraum stammen.
- Wenn du Investoren suchst oder ein skalierbares Tech-Startup aufbaust, ist eine C‑Corp fast zwingend notwendig.
- Für eigenfinanzierte Geschäftsmodelle mit kontrolliertem Wachstum ist eine LLC flexibler und schlanker.
4. Kreditwürdigkeit & Zugang zu U.S.-Finanzprodukten – welche Struktur öffnet mehr Türen?
Ein oft unterschätzter Aspekt beim Unternehmensaufbau in den U.S.A. ist der Zugang zu Bankkonten, Kreditkarten und Finanzprodukten – besonders dann, wenn du als Nicht-U.S.-Bürger:in gründest. Hier spielt die Wahl zwischen LLC und C‑Corp ebenfalls eine zentrale Rolle.
LLC: Die bevorzugte Struktur für Kreditkarten-Stacking
Die U.S.-LLC hat sich bei internationalen Gründer:innen und digitalen Unternehmer:innen als besonders zugänglich und pragmatisch erwiesen. In Kombination mit einer ITIN (U.S.-Steuernummer für Ausländer:innen) und einer U.S.-Adresse kannst du:
- Geschäftskonten bei Online-Banken eröffnen (z. B. Mercury, Relay, Wise)
- Business-Kreditkarten beantragen, z. B. von American Express oder Chase Ink
- Schrittweise ein Kreditkarten-Stacking-System aufbauen, um Intro-Boni & Kreditlinien zu kombinieren
Die LLC reicht bei vielen Anbietern als Nachweis für U.S.-Business-Aktivitäten völlig aus – selbst ohne SSN oder physische Präsenz in den U.S.A.
C‑Corp: Zugang ebenfalls möglich – aber oft unnötig komplex
Auch C‑Corps bekommen Zugang zu denselben Finanzprodukten. Doch:
- Die Gründung ist aufwendiger, was kleinere Kreditinstitute abschrecken kann
- Der Initialaufwand (Delaware Registered Agent, Jahresberichte, Board-Struktur) ist höher
- Der Bedarf an Funding ist oft Voraussetzung – viele Gründer:innen ohne VC-Anbindung profitieren nicht direkt von der C‑Corp-Struktur bei Bankprodukten
Wenn dein Ziel flexibler Zugang zu U.S.-Bankprodukten und Kreditkarten ist – etwa für Bonuspunkte, 0 %-Finanzierung oder Firmenaufbau mit Cashflow – ist die LLC klar im Vorteil. Die C‑Corp hingegen ist sinnvoll, wenn du ohnehin bereits auf VC-Finanzierung, U.S.-Infrastruktur und langfristige Exit-Strategien ausgerichtet bist.
5. Praxisbeispiele – welche Struktur passt zu welchem Gründungstyp?
Um die Entscheidung zwischen LLC und C‑Corporation greifbarer zu machen, helfen reale Anwendungsszenarien. Denn je nach Ziel, Branche und Strategie kann die passende Rechtsform stark variieren.
Beispiel 1: Solopreneurin mit Remote-Agentur
Hintergrund: Anna betreibt eine kleine SEO- und Webdesign-Agentur aus Deutschland. Ihre Kund:innen kommen aus Europa und Nordamerika. Sie möchte in den U.S.A. eine LLC gründen, um Zahlungen einfacher zu empfangen, Tools wie Stripe zu nutzen und sich Zugang zu U.S.-Business-Kreditkarten zu verschaffen.
Ziel:
- Keine Investoren, kein IPO
- Fokus auf Liquidität, Steuervorteile, flexible Struktur
Optimale Struktur:
LLC, steuerlich transparent, geringe Gründungskosten, einfach zu managen
Beispiel 2: Tech-Startup mit VC-Ambitionen
Hintergrund: David entwickelt eine SaaS-Plattform für B2B-Kunden und möchte in 6–12 Monaten Investoren onboarden. Er will ein Delaware-C‑Corp-Modell nutzen, um SAFE-Runden zu ermöglichen, Mitarbeiteroptionen anzubieten und kompatibel mit VCs zu sein.
Ziel:
- Kapitalaufnahme
- Skalierung
- Vorbereitung auf M&A oder IPO
Optimale Struktur:
C‑Corporation, Delaware-basiert, mit Cap Table, Vesting-Plänen, Exit-Fokus
Beispiel 3: Amazon-FBA-Geschäft mit internationaler Struktur
Hintergrund: Julia verkauft physische Produkte über Amazon.com. Sie lebt in Portugal, möchte aber eine U.S.-LLC, um einfacher bei Amazon U.S. zu verkaufen, ein U.S.-Bankkonto zu führen und steuerlich optimiert agieren zu können.
Ziel:
- U.S.-Präsenz für Plattformen
- Einfache Buchhaltung
- Nutzung von Stripe, Payoneer etc.
Optimale Struktur:
LLC, insbesondere in Wyoming oder New Mexico, kombiniert mit ITIN & virtual office
Ob Solobusiness, E-Commerce oder skalierbares VC-Startup – die Wahl zwischen LLC und C‑Corp hängt stark vom geplanten Geschäftsmodell ab. Pauschal lässt sich sagen: Je mehr Skalierung, Kapital & Komplexität, desto eher C‑Corp. Je mehr Flexibilität, Eigenkapital & Liquiditätsfokus, desto eher LLC.
6. Häufige Fehler und Fallstricke bei der Strukturwahl
Die Entscheidung zwischen LLC und C‑Corp wirkt auf den ersten Blick wie eine Formsache – doch viele Gründer:innen machen strategische Fehler, die später teuer werden können. Hier sind die häufigsten Stolperfallen – und wie du sie vermeidest.
❌ Fehler 1: Gründung ohne Zieldefinition
Viele wählen eine Struktur, ohne zu wissen, ob sie in den nächsten Jahren:
- Investoren aufnehmen wollen
- international skalieren
- den Gewinn ausschütten oder reinvestieren
- Angestellte oder Co-Founder onboarden möchten
Lösung:
Setze dir ein 3-Jahres-Szenario und wähle die Rechtsform, die dazu passt – nicht die, die gerade „am einfachsten“ erscheint.
❌ Fehler 2: VC-Startups als LLC gründen
Manche Startups starten aus Gewohnheit mit einer LLC – stellen aber nach wenigen Monaten fest, dass ihre Investorenstruktur, Option Pools oder SAFE-Runden nicht kompatibel sind.
Lösung:
Wenn du Funding planst: sofort C‑Corp, am besten in Delaware. Alternativ: rechtzeitig Umwandlung („Entity Conversion“) planen.
❌ Fehler 3: Komplexität der C‑Corp unterschätzen
Viele unterschätzen den administrativen Aufwand:
- Jahresberichte
- Board-Protokolle
- Aktionärsregister
- Körperschaftssteuerformulare (IRS Form 1120)
Lösung:
Nutze Services wie Stripe Atlas oder Kanzleien mit Delaware-Erfahrung, um compliant zu bleiben – oder bleibe bei einer LLC, wenn du ohne Investoren arbeitest.
❌ Fehler 4: Steuerberatung vernachlässigen
Gerade bei Pass-through-Besteuerung oder internationalen Wohnsitzen kann es zu Doppelbesteuerung oder Meldepflichten kommen, wenn die Struktur falsch gewählt wurde.
Lösung:
Vor der Gründung unbedingt mit einem U.S.-Steuerberater oder internationalen Tax Advisor sprechen – besonders bei Wohnsitz außerhalb der U.S.A.
Die Wahl der Unternehmensstruktur beeinflusst deine Skalierungsfähigkeit, Steuerlast, Kreditwürdigkeit und Exit-Strategie. Eine unüberlegte Entscheidung kann dich Monate, Tausende Dollar – und wertvolle Investorenkontakte kosten. Also: Strategie vor Struktur.
7. Fazit & Handlungsempfehlung – LLC oder C‑Corp?
Die Entscheidung zwischen einer U.S.-LLC und einer C‑Corporation ist mehr als nur eine rechtliche Formalität – sie ist ein strategischer Hebel für deinen langfristigen Erfolg. Beide Strukturen haben ihre Berechtigung, ihre Vorteile – und ihre Grenzen.
Wann eine LLC sinnvoll ist:
- Du arbeitest allein oder im kleinen Team
- Du möchtest flexibel und steuerlich einfach agieren
- Du brauchst Zugang zu U.S.-Banking & Kreditkarten, aber kein Venture Capital
- Du willst geringe Verwaltungskosten und klare Verhältnisse
Eine LLC eignet sich ideal für Freelancer:innen, Coaches, E‑Commerce-Händler:innen, Agenturen oder ortsunabhängige Unternehmer:innen, die Cashflow, Kontrolle und Liquidität im Fokus haben.
Wann eine C‑Corporation sinnvoll ist:
- Du planst eine Finanzierungsrunde mit Investoren
- Du möchtest ein Tech-Startup skalieren und ein Cap Table führen
- Du brauchst Aktienoptionen für Mitarbeiter:innen
- Du denkst langfristig in M&A, Exit oder IPO
Die C‑Corp ist das Standardmodell für Startups mit Wachstumszielen, besonders in Delaware. Sie ist komplexer, aber auf Skalierung ausgelegt – mit allen steuerlichen und regulatorischen Voraussetzungen.
Handlungsempfehlung:
Ziel | Struktur-Empfehlung |
---|---|
Eigenfinanziertes Business | LLC |
Kreditkarten & Banking-Zugang | LLC |
Investoren/SAFE/VC | C‑Corp (Delaware) |
Internationales Scaling + Exit | C‑Corp |
Wenn du dir unsicher bist: Starte mit einer LLC – und konvertiere später, wenn du in VC-Gespräche kommst. Das ist rechtlich möglich und steuerlich machbar – mit guter Planung.
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